Du liebst einen Narzissten – dann verlierst du dich selbst

Du liebst einen Narzissten – dann verlierst du dich selbst

Liebe ist das Schönste, was ein Mensch erleben kann – so sagt man. Doch manchmal wird Liebe zur Falle. Sie beginnt mit intensiven Blicken, romantischen Gesten und dem Gefühl, endlich angekommen zu sein. Doch was, wenn diese Liebe nur eine Illusion ist?

Wenn sie dazu dient, dich zu binden, kleinzuhalten, zu kontrollieren? Wenn du dich selbst opferst, um jemandem zu genügen, der dich nie wirklich sehen wollte?
Genau das passiert, wenn du einen Narzissten liebst. Du verlierst dich – still, langsam, aber unaufhaltsam.

 Am Anfang warst du die Heldin

Als du ihn kennengelernt hast, warst du stark. Du warst voller Leben, voller Träume. Du hattest dein eigenes Tempo, deinen eigenen Stil.

Du warst du selbst – frei, mutig, offen. Und genau das hat ihn angezogen. Dein Strahlen, dein Selbstvertrauen, deine Energie.

Der Narzisst hat dich bewundert. Oder besser gesagt: das Bild, das er sich von dir gemacht hat. Er wollte dich – nicht, um dich zu lieben, sondern um sich selbst über dich zu erhöhen.

Du warst sein Spiegel, sein Schmuckstück, seine Trophäe. Und du hast es nicht gemerkt – weil er so überzeugend war.

Er gab dir das Gefühl, besonders zu sein

Niemand hat dich je so intensiv angeschaut. Niemand hat so zugehört, so viel Zeit mit dir verbracht, dir so viele Versprechungen gemacht. Du hast dich einzigartig gefühlt, auserwählt.

Und du dachtest: Das ist echte Liebe.

Doch du hast nicht gemerkt, dass er dich nicht wirklich sah. Er wollte dich besitzen. Du warst ein Puzzlestück, das er in sein perfektes Selbstbild einfügen wollte.

Und sobald du zu viel du selbst warst – zu laut, zu traurig, zu kritisch –, begann die Liebe zu bröckeln.

Langsam wurdest du klein

Es war kein plötzlicher Absturz. Es waren viele kleine Schnitte, kaum spürbar, aber tief.

„Du bist immer so empfindlich.“
„Du übertreibst wieder.“
„Mit dir kann man gar nicht normal reden.“

Du hast dich entschuldigt. Du wolltest, dass er dich versteht. Dass ihr wieder so werdet wie am Anfang.

Doch je mehr du dich erklärtest, desto weniger wurdest du verstanden. Je mehr du dich anpasstest, desto weiter entfernte er sich. Plötzlich hattest du das Gefühl, falsch zu sein. Und irgendwann warst du überzeugt davon.

Die Beziehung wurde zu einem Minenfeld

Du hast begonnen, auf Eierschalen zu gehen. Jede Äußerung konntest du falsch formulieren. Jede Bitte war eine Zumutung. Jedes Bedürfnis eine Schwäche.

Er hat dich ignoriert, abgewertet, verspottet – manchmal offen, manchmal verdeckt. Und du? Du hast geschwiegen. Weil du dachtest, es liegt an dir.

So viele Abende hast du alleine geweint. Und am nächsten Tag ein Lächeln aufgesetzt. Für ihn. Für die Welt. Für dich selbst – damit du es aushältst.

Warum du geblieben bist

Weil du gehofft hast.
Weil du dich erinnert hast.
Weil du geglaubt hast, dass Liebe stark genug ist.
Weil du dachtest, du könntest ihn ändern.
Weil du dachtest, du seist ohne ihn nichts.

Narzissten binden dich emotional – nicht durch echte Liebe, sondern durch Wechsel zwischen Nähe und Ablehnung.

Du bist wie gefangen in einem Spiel aus Sehnsucht und Schmerz. Und jedes Mal, wenn du gehen willst, zeigt er dir wieder einen Hauch von dem Menschen, den du am Anfang gesehen hast.

Doch du hast dich verloren

Du erkennst dich nicht mehr. Früher warst du lebendig, frei, neugierig. Heute bist du müde, still, angespannt. Du bist nicht mehr du – du bist eine Version deiner selbst, die nur noch überlebt.

Deine Bedürfnisse hast du aufgegeben. Deine Träume verschoben. Deine Grenzen ignoriert. Du hast dich so oft klein gemacht, dass du kaum noch weißt, wie es sich anfühlt, aufrecht zu stehen.

Und das Schlimmste? Du glaubst, du seist selbst schuld daran.

Du warst nie zu sensibel – du wurdest verletzt

Was du erlebt hast, ist psychischer Missbrauch. Auch wenn er nie laut war. Auch wenn er nie zugeschlagen hat. Worte können Wunden schlagen, die niemand sieht. Und Schweigen kann lauter sein als jeder Schrei.

Du hast nichts falsch gemacht. Du hast geliebt – ehrlich, aufrichtig, mit ganzem Herzen. Der Fehler lag nicht in deinem Fühlen – sondern in seiner Unfähigkeit zu fühlen.

Du bist nicht schwach, weil du geblieben bist. Du bist stark, weil du noch stehst.

Der Weg zurück zu dir selbst

Vielleicht bist du noch mittendrin. Vielleicht hast du dich gerade getrennt. Vielleicht bist du schon gegangen – körperlich, aber nicht emotional. Wo auch immer du stehst: Es ist nicht zu spät.

Du darfst dich jetzt um dich kümmern. Du darfst dir Hilfe holen. Du darfst traurig, wütend, verletzt sein. Und du darfst wieder anfangen, dich selbst zu spüren. Schritt für Schritt. Atemzug für Atemzug.

Du wirst dich nicht sofort wiederfinden – aber du wirst dich langsam zurückerobern.

Was du lernen darfst

Deine Gefühle sind richtig.

Dein Wert hängt nicht von jemandes Liebe ab.

Du musst niemandem genügen – außer dir selbst.

Du darfst gehen, wenn etwas dich krank macht.

Du bist nicht schwer zu lieben – du warst nur mit jemandem, der nicht lieben konnte.

Du bist nicht allein

So viele Menschen erleben narzisstischen Missbrauch – und sprechen nicht darüber. Aus Scham, aus Angst, aus Verwirrung.

Aber du musst diesen Weg nicht alleine gehen. Es gibt Hilfe. Es gibt Menschen, die dich verstehen. Und es gibt ein Leben nach ihm.

Ein Leben, in dem du wieder frei atmen kannst. In dem du nicht mehr auf der Suche nach Bestätigung bist. In dem du dich selbst genug bist.

Schlusswort

Du liebst einen Narzissten – dann verlierst du dich selbst. Aber du kannst dich auch wiederfinden. Indem du dich erinnerst, wer du einmal warst. Indem du loslässt – nicht nur ihn, sondern auch die Schuld, die Scham, den Schmerz. Und indem du dir selbst das gibst, was er dir nie geben konnte: Respekt. Würde. Liebe. Denn am Ende ist es nicht die Liebe zum Narzissten, die zählt – sondern die Liebe zu dir selbst.

Author

  • Melina Lauer Fuchs

    Ich bin Melina, Autorin dieses Textes. Mit meinen Worten möchte ich berühren, aufrütteln und zum Nachdenken anregen. Themen wie emotionale Verletzungen, familiäre Muster und inneres Wachstum begleiten mich seit vielen Jahren – beruflich wie persönlich. Wenn du dich in meinen Zeilen wiederfindest, dann weißt du: Du bist nicht allein.

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