Eines Tages wirst du in Jeder nach mir suchen, aber ich werde nicht zu finden sein

Eines Tages wirst du in Jeder nach mir suchen, aber ich werde nicht zu finden sein

Es fängt nicht mit Wut an. Auch nicht mit Rache. Es beginnt leise – mit einer inneren Leere, die du hinterlassen hast. Mit einer Müdigkeit, die nicht vom Körper kommt, sondern von der Seele. Ich habe so lange auf dich gewartet. Auf ein Zeichen. Auf ein Wort. Auf einen Beweis, dass ich dir etwas bedeute. Und irgendwann habe ich aufgehört zu warten. Nicht aus Stolz, sondern weil ich nicht mehr konnte.

Eines Tages wirst du dich umsehen und merken, dass ich weg bin. Nicht körperlich vielleicht – du wirst mich irgendwo auf Bildern sehen, in den Erinnerungen, die dich unerwartet überfallen, wenn ein Lied im Radio läuft oder ein Duft dich an mich erinnert. Aber innerlich werde ich verschwunden sein. Nicht mehr erreichbar. Nicht mehr offen. Nicht mehr wartend.

Du wirst in jeder anderen nach mir suchen. In ihrem Lächeln. In der Art, wie sie ihre Gedanken teilt. In den kleinen, aufmerksamen Gesten, die du so oft als selbstverständlich genommen hast. Du wirst dich fragen, warum es nicht dasselbe ist. Warum es sich nicht so anfühlt wie bei mir.

Ich war da, in deinen schlechten Tagen, in deiner Unsicherheit, in deiner Dunkelheit. Ich war die, die geblieben ist, als du dich selbst kaum noch verstanden hast. Ich habe dich gewählt, jeden einzelnen Tag – auch an den Tagen, an denen du mich übersehen hast.

Und trotzdem habe ich gelernt, dass Liebe nicht ausreicht, wenn sie nur von einer Seite kommt. Ich habe geliebt mit allem, was ich hatte – aber Liebe darf dich nicht zerbrechen. Sie sollte dich nicht zweifeln lassen, nicht klein machen. Und genau das hast du getan: Du hast mich Stück für Stück zweifeln lassen, ob ich genug bin.

Aber weißt du was? Ich war mehr als genug. Ich war mehr, als du bereit warst zu sehen. Und eines Tages wirst du es erkennen – in der Stille deiner Nächte, wenn niemand da ist, um deine Gedanken zu übertönen. Dann wirst du verstehen, dass ich nicht gegangen bin, weil ich dich nicht mehr geliebt habe. Ich bin gegangen, weil ich mich selbst endlich genug geliebt habe, um nicht mehr zu bleiben.

Vielleicht wirst du versuchen, mich zurückzuholen. Vielleicht wirst du mir schreiben. Vielleicht wirst du vor meiner Tür stehen. Aber es wird zu spät sein. Nicht, weil ich dich hasse – sondern weil ich gelernt habe, mich selbst zu schätzen.

Du wirst dich an mein Lachen erinnern. An meine Worte. An die Art, wie ich dich angesehen habe, als wärst du alles, was ich je wollte. Und du wirst diesen Blick bei keiner anderen mehr finden. Du wirst merken, dass du etwas Einzigartiges verloren hast – nicht weil ich perfekt war, sondern weil ich dich auf eine Weise geliebt habe, die du vielleicht nie wieder erleben wirst.

Und wenn du dann durch deine Kontakte scrollst, wenn du alte Chats durchliest oder meine Stimme in deinem Kopf hörst, wirst du dich fragen: „Warum habe ich sie gehen lassen?“ Die Antwort wird einfach sein: Du hast gedacht, ich bleibe für immer.

Aber ich bin gegangen. Still. Entschlossen. Und mit einem gebrochenen, aber freien Herzen.

Du wirst in jeder anderen nach mir suchen – aber ich werde nicht zu finden sein. Nicht, weil ich verschwunden bin, sondern weil ich mich weiterentwickelt habe. Ich bin nicht mehr dieselbe Frau, die einst jeden Blick, jedes Wort, jede kleine Geste von dir aufgesogen hat wie ein Verdurstender.

Heute bin ich jemand, der gelernt hat, dass Liebe nicht bittet, nicht bettelt, nicht leidet – sondern wächst. Und manchmal bedeutet Liebe auch, loszulassen, selbst wenn dein Herz noch festhält.

Vielleicht wirst du eines Tages verstehen, was du verloren hast. Vielleicht auch nicht.

Aber ich werde nicht mehr da sein, um es zu hören.

Author

  • Melina Lauer Fuchs

    Ich bin Melina, Autorin dieses Textes. Mit meinen Worten möchte ich berühren, aufrütteln und zum Nachdenken anregen. Themen wie emotionale Verletzungen, familiäre Muster und inneres Wachstum begleiten mich seit vielen Jahren – beruflich wie persönlich. Wenn du dich in meinen Zeilen wiederfindest, dann weißt du: Du bist nicht allein.

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