Warum kommt der Narzisst immer wieder zurück

Warum kommt der Narzisst immer wieder zurück

Er ist weg – wieder einmal. Und doch spürst du es: Es ist nicht vorbei. Du weißt es, noch bevor du seine nächste Nachricht bekommst, noch bevor er sich scheinbar „zufällig“ wieder meldet. Der Narzisst kommt zurück. Immer wieder. Aber warum?

Die Antwort ist schmerzhaft einfach: Ein Narzisst sieht Menschen nicht als eigenständige Wesen mit Gefühlen, sondern als Quellen. Quellen von Energie, Bestätigung, Bewunderung, Drama – alles, was sein fragiles Selbstbild stützt. Wenn du ihm das einmal gegeben hast, wirst du in seinen Augen nie ganz verschwinden. Du bleibst ein möglicher Ort, aus dem er sich bedienen kann.

Ein Narzisst kommt nicht zurück, weil er dich liebt. Er kommt zurück, weil du für ihn nützlich warst – oder wieder nützlich sein könntest. Vielleicht hast du ihn früher bewundert, vielleicht hast du ihm verziehen, wenn er dich verletzt hat. Vielleicht warst du bereit, dich selbst in Frage zu stellen, damit er sich sicher fühlen konnte. Für einen Narzissten ist das wie ein Versprechen: Du bist schwach genug, um ihn wieder hereinzulassen.

Doch was er nicht versteht – und nie verstehen wird – ist deine Entwicklung. Dass du wachsen kannst. Dass du lernen kannst. Dass du heute nicht mehr die Person bist, die ihn gestern zurückgenommen hat.

Er kommt zurück, weil er denkt, du seist noch dieselbe. Und oft ist der Schmerz seiner Rückkehr so verwirrend, weil ein Teil von dir sich fragt: „Was wäre, wenn er sich wirklich verändert hat?“ Doch tief in dir weißt du es: Das ist kein Neubeginn. Es ist eine Wiederholung. Und dieses Mal kannst du entscheiden, ob du noch mitspielen willst.

Narzissten kehren zurück, wenn ihr Vorrat versiegt ist – wenn andere sie durchschauen, wenn neue Opfer nicht sofort springen, wenn sie sich leer fühlen. Dann erinnert er sich an dich. An dein Herz. An dein Verzeihen. An deine Hoffnung, dass es irgendwann besser wird.

Und genau das nutzt er. Er weiß, wie er klingen muss. Wie er sich geben muss. Reumütig. Verletzlich. Einsichtig. Doch hinter dieser Maske verbirgt sich keine echte Veränderung. Nur ein Plan, dich erneut zu verstricken.

Er wird sich erinnern, was dir wichtig ist – und dir genau das anbieten. Vielleicht spricht er von „uns“, von Zukunft, von Fehlern, die er jetzt sieht. Aber achte genau hin: Es geht selten um dich. Es geht darum, was du wieder für ihn tun kannst. Wie du ihn wieder retten, beruhigen, bestätigen kannst. Es geht nie um Gleichwertigkeit. Nur um Kontrolle.

Der Kreislauf beginnt von vorn: Nähe – Idealisierung – Verwirrung – Abwertung – Rückzug – Rückkehr. Und je öfter du ihn hereinlässt, desto schwerer wird es, das Muster zu durchbrechen. Nicht, weil du schwach bist – sondern weil du menschlich bist. Weil du dir gewünscht hast, dass Liebe heilt. Dass Einsicht möglich ist. Dass er dich sieht.

Aber ein Narzisst sieht nur sich selbst.

Wenn du also fragst: Warum kommt er immer wieder zurück?, dann frage auch: Warum öffne ich die Tür wieder? Und sei dabei sanft mit dir. Denn du bist nicht schuld an seinem Verhalten. Doch du bist verantwortlich für den Schutz deiner Seele. Du bist nicht die Retterin seines beschädigten Selbstwerts. Du bist nicht seine Energiequelle. Du bist ein Mensch mit einem Recht auf Frieden.

Was ihn zurückzieht, ist deine Energie. Was ihn vertreibt, ist deine Klarheit. Deine Grenzen. Deine Entschlossenheit, dich selbst zu wählen.

Wenn du still bleibst, nicht mehr reagierst, keine Bühne mehr bietest – wird er sich abwenden. Nicht, weil er dich plötzlich in Ruhe lassen will. Sondern weil du unbrauchbar geworden bist für sein Spiel.

Und das ist die bittere Wahrheit, die dich gleichzeitig befreien kann: Du musst nichts tun, um ihn zu stoppen. Du musst nur aufhören, ihn wichtig zu nehmen. Hör auf, dich zu erklären. Hör auf, auf Veränderung zu hoffen. Hör auf, zu kämpfen.

Fang an, für dich zu leben. Leise, stark, klar. Und wenn er wiederkommt – und das wird er – wirst du bereit sein, nicht mehr aufzumachen.

Denn manchmal ist die größte Stärke nicht der Kampf. Sondern der stille Entschluss, nicht mehr zur Verfügung zu stehen.

Author

  • Melina Lauer Fuchs

    Ich bin Melina, Autorin dieses Textes. Mit meinen Worten möchte ich berühren, aufrütteln und zum Nachdenken anregen. Themen wie emotionale Verletzungen, familiäre Muster und inneres Wachstum begleiten mich seit vielen Jahren – beruflich wie persönlich. Wenn du dich in meinen Zeilen wiederfindest, dann weißt du: Du bist nicht allein.

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