Wenn Narzissten von der Ex sprechen – zwischen Lüge und Manipulation

Wenn Narzissten von der Ex sprechen – zwischen Lüge und Manipulation

Wenn ein Mensch über seine vergangene Beziehung spricht, offenbaren sich oft Reife, Reflektion und emotionale Klarheit. Doch bei Narzissten ist das anders.

Ihre Erzählungen über die Ex-Partnerin oder den Ex-Partner dienen nicht der ehrlichen Aufarbeitung, sondern haben ein Ziel: Manipulation. Zwischen Wahrheit und Fiktion liegt ein Netz aus Halbwahrheiten, Schuldumkehr, Dämonisierung – und der Wunsch, Kontrolle zu behalten, selbst über eine vergangene Liebe.

Doch warum tun sie das? Warum können Narzissten nicht einfach loslassen – und warum solltest du sehr achtsam sein, wenn sie dir von der „bösen Ex“ erzählen?

Die Geschichte beginnt: Die Opferrolle als Bühne

Wenn ein Narzisst von seiner früheren Beziehung spricht, nimmt er meist eine klare Rolle ein: die des Opfers.

Er erzählt dir vielleicht, dass seine Ex „verrückt“ gewesen sei, „eifersüchtig“, „kontrollierend“, „undankbar“, „kalt“, „emotional instabil“ oder „ständig streitsüchtig“. Du hörst, wie sehr er „gelitten“ hat, wie viel er gegeben und wie wenig er bekommen habe.

Diese Opferinszenierung hat einen Zweck: Er will deine Empathie. Er will, dass du ihn rettest – emotional, seelisch, vielleicht sogar sozial. Gleichzeitig erschafft er so eine klare Trennung: Die Ex war „toxisch“, du hingegen bist das „Gegenteil“, die neue Hoffnung.

Was du aber nicht hörst: seine Verantwortung. Seine Fehler. Seine dunkle Seite. Narzissten sind Meister der selektiven Erzählung – sie filtern, inszenieren und dramatisieren, um in einem besseren Licht dazustehen.

Gaslighting in Erzählform

Oft beinhalten diese Erzählungen eine subtile Form von Gaslighting – nicht gegenüber der Ex, sondern gegenüber dir.

Wenn du einem Narzissten zuhörst, wie er über seine frühere Beziehung spricht, wirst du in eine bestimmte emotionale Position gedrängt: du sollst glauben, dass du seine Rettung bist.

Indem er die Ex abwertet, erhebt er dich. Und das fühlt sich – zumindest anfangs – gut an. Du bekommst das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Endlich erkennt jemand, was du wert bist. Endlich darfst du „die Gute“ sein.

Doch genau das ist Teil des Spiels. Denn diese Rollen sind nicht stabil. Heute bist du die „Rettung“, morgen vielleicht schon die „nächste Verrückte“. Wer Narzissten lange kennt, weiß: Das Drehbuch ändert sich schnell.

Kontrolle durch Erzählung: Die Ex als Werkzeug

Ein Narzisst spricht nicht nur über die Ex, um sich als Opfer darzustellen – er nutzt diese Geschichten auch, um die neue Partnerin (also dich) emotional zu formen.

Indem er dir erzählt, was „mit der Ex alles falsch gelaufen ist“, setzt er subtil Standards, wie du zu sein hast.

Beispiel: Wenn er sagt, seine Ex sei „so eifersüchtig gewesen“, ist das oft ein versteckter Hinweis: Du solltest es nicht sein.

Wenn er erzählt, sie habe ihn „so oft kontrolliert“, erwartet er, dass du ihn gewähren lässt. Wenn er betont, wie sie ihn „nie unterstützt“ habe, möchte er, dass du dich übermäßig anstrengst, um nicht denselben Fehler zu machen.

Kurz: Seine Ex-Geschichten sind kein Rückblick – sie sind emotionale Erziehungsmaßnahmen.

Die unsichtbare Verbindung: Er hat nie wirklich losgelassen

Ein weiteres beunruhigendes Detail: Viele Narzissten sprechen ständig über ihre Ex, weil sie innerlich nie losgelassen haben.

Nicht im Sinne echter Liebe, sondern in Form von Kontrolle. Sie fühlen sich noch immer berechtigt, über das Leben der Ex zu urteilen, sie schlechtzureden oder sogar zu sabotieren.

In manchen Fällen bleiben Narzissten in Kontakt mit der Ex – angeblich „wegen der Kinder“, „wegen offener Fragen“, „weil sie Hilfe braucht“.

Doch oft geht es um Macht: Der Narzisst will nicht, dass die Ex sich vollständig von ihm löst. Er will, dass sie schwach bleibt – oder wenigstens leidet.

Gleichzeitig benutzt er die neue Partnerin, um sich über die Ex zu erheben. „Schau, wie gut ich es jetzt habe.“ Das ist keine Liebe – das ist ein Krieg um das eigene Ego.

Wenn du die „nächste Ex“ wirst

Was viele vergessen: Die Art, wie ein Mensch über seine frühere Beziehung spricht, sagt sehr viel darüber aus, wie er mit dir umgehen wird – sobald du nicht mehr funktionierst.

Wenn ein Narzisst die letzte Partnerin dämonisiert hat, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass er eines Tages auch über dich genau so sprechen wird. Denn in Wahrheit geht es nie um die Ex – es geht um Kontrolle, Macht und das eigene Bild.

Heute bist du die Retterin. Doch wehe, du wirst unbequem. Dann wirst auch du zur „toxischen“, zur „hysterischen“, zur „eifersüchtigen“. Die Rollen wiederholen sich – nur die Gesichter ändern sich.

Warum Narzissten die Vergangenheit nicht ruhen lassen

Für gesunde Menschen ist ein Beziehungsaus meist schmerzhaft, aber irgendwann abgeschlossen. Man reflektiert, verarbeitet und lässt los.

Für Narzissten ist das anders. Sie hängen an der Vergangenheit, weil sie dort noch immer Kontrolle ausüben wollen.

Die Ex bleibt in ihren Geschichten lebendig – nicht, weil sie noch geliebt wird, sondern weil sie als Referenz dient.

Sie ist ein Teil des Ego-Puzzles, das der Narzisst ständig neu zusammensetzen muss. Und vor allem: Sie ist der Beweis, dass er der „Gute“ war – und du nun der Beweis, dass er „endlich das Richtige gefunden hat“.

Doch keine dieser Positionen ist echt. Es sind nur Rollen in einem Theaterstück, das nie aufhört.

Wie du dich schützen kannst?

Wenn du mit jemandem zu tun hast, der ständig schlecht über die Ex spricht, wachsam sein solltest du in jedem Fall. Nicht jede Kritik an einer Ex-Beziehung ist narzisstisch – aber wenn…

…die Ex durchweg negativ dargestellt wird,

…jegliche Verantwortung verweigert wird,

…du subtil in eine Rolle gedrängt wirst,

…ständig Vergleiche gezogen werden,

…die Ex regelmäßig erwähnt oder schlechtgemacht wird,

…dann ist Vorsicht geboten.

Du hast das Recht, in einer Beziehung zu leben, in der die Vergangenheit verarbeitet – aber nicht instrumentalisiert wird. In der du sein darfst, wer du bist – und nicht nur das Gegenteil der vorherigen.

Narzissmus erkennen – und sich befreien

Narzissten hinterlassen tiefe Spuren – bei der Ex und bei der Neuen. Sie reden viel über andere, doch sprechen nie wirklich über sich selbst.

Sie erzählen Geschichten, aber selten Wahrheiten. Und sie manipulieren, oft so subtil, dass man es erst erkennt, wenn es fast zu spät ist.

Wenn du das Gefühl hast, dass sein Reden über die Ex zu intensiv, zu einseitig oder zu oft Thema ist – nimm es ernst. Denn es könnte sein, dass du bereits Teil eines neuen Machtspiels geworden bist.

Fazit: Wenn Worte zur Waffe werden

Wenn Narzissten von der Ex sprechen, ist das selten harmlos.

Es sind nicht einfach Erinnerungen oder Verarbeitungsversuche – es sind Mittel zur Kontrolle, zur Manipulation und zur Selbstinszenierung. Sie nutzen die Vergangenheit, um in der Gegenwart zu herrschen.

Wer die emotionale Reife besitzt, über eine vergangene Beziehung ehrlich und respektvoll zu sprechen, zeigt echte Größe. Wer hingegen nur Schuld zuweist, diffamiert und kontrolliert, zeigt etwas anderes: die Angst, das eigene wahre Ich zu zeigen.

Schütze dich – durch Wissen, durch Selbstachtung und durch klare Grenzen. Und vor allem: Hör nicht nur darauf, was er über die Ex sagt. Frag dich, was das über ihn selbst verrät.

Author

  • Melina Lauer Fuchs

    Ich bin Melina, Autorin dieses Textes. Mit meinen Worten möchte ich berühren, aufrütteln und zum Nachdenken anregen. Themen wie emotionale Verletzungen, familiäre Muster und inneres Wachstum begleiten mich seit vielen Jahren – beruflich wie persönlich. Wenn du dich in meinen Zeilen wiederfindest, dann weißt du: Du bist nicht allein.

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